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Kurzgeschichte: Smells like Marshmallow

Mit dieser Kurzgeschichte habe ich am Mai WR beim Wreaders Verlag teilgenommen und gewonnen. Im gleichen Monat war sie im Newsletter des Verlags zu lesen. Stichworte für den WR waren: Marshmallow, giftig, Telefon, Vergangenheit.
Ich hoffe, dass sie euch gefällt.

Smells like Marshmallow

Samara Aldrige.
Ein Name, der sogar heute noch Macht über ihn hatte. Die Trennung hatte Ciel ausschließlich seiner besten Freundin Emryn zu verdanken. Ohne sie hätte er es nicht geschafft. Denn Samara war für ihn wie Süßigkeiten für Kinder. Hatte er einmal gekostet, konnte er nicht aufhören. Woran das genau lag, wusste er nicht. Aber er hatte keine Chance und war ihr hoffnungslos verfallen. Umso unangenehmer war jetzt diese Situation, in der er sich befand. Samara stand vor ihm. Vor seiner verdammten Tür. Und er hatte sie voller Vorfreude aufgerissen, weil er auf ein Paket gewartet hatte. Um genau zu sein, hatte er mit diesem Mini-Grill-Set für den Single-Mann gerechnet. Im Kühlschrank wartete ein saftiges 400 g Steak darauf, von ihm nach Strich und Faden gewendet zu werden. Seine Ex-Freundin sorgte dafür, dass sich seine Pläne in einem dichten Nebel aus ihrem zuckersüßen Parfüm verflüchtigten.
„Hallo Ciel.“ Ihre Stimme. Sein Herz schlug heftig gegen seinen Brustkorb. Er zählte die Sekunden, bis er im Stande war zu antworten.
„Zehn.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich meine, hi… Samara.“ Obwohl er sich fest vorgenommen hatte, diesen Namen nie wieder auszusprechen, konnte er nicht leugnen, dass es ihm gefiel. Der Klang war so verführerisch. Wie sie. Mit diesen schwarzen, langen Haaren, die in zarten Locken um ihr makelloses Gesicht fielen. Diese hellblauen Augen wirkten so unschuldig und rein, als wäre sie ein Engel. Dazu diese kurvige Silhouette, die vermutlich jeden Mann schwach werden ließ. Sie war schon immer eine Traumfrau – sofern man nicht hinter diese optische Fassade sah. Denn dort lauerte etwas, das so gar nichts mit einer traumhaften Vorstellung zu tun hatte. Er musste es wissen.
„Willst du mich gar nicht hereinbitten?“
In diesem Moment hörte er Emryns Stimme in seinem Kopf: „Das fragen Vampire in den Teenie-Serien auch immer.“ Er grinste, aber grundsätzlich war es überhaupt keine gute Idee, Samara in seine Wohnung zu lassen. Das würde unweigerlich ins Schlafzimmer führen. Und alles, was danach kam, würde ihn wieder in den Abgrund ziehen.
„Ich… ähm kriege gleich Besuch.“, versuchte er sich herauszureden. Samara lächelte ihn an und betrat seine Wohnung. Dann krallte sie ihre perfekt lackierten Nägel in sein Polohemd und zog ihn hinter sich her ins Schlafzimmer. Dabei entging Ciel nicht, dass an ihrer rechten Hand ein neues Schmuckstück glitzerte.

***

Sobald der Fluch seines Lebens gegangen war, hatte er Emryns Nummer gewählt und von dem Treffen berichtet. Ihre Reaktion bestärkte ihn darin, ein gewisses Detail vorerst nicht zu erwähnen.
„Diese Frau ist ein giftiges Marshmallow aus deiner Vergangenheit. Also demnach schon eine schlecht gewordene Süßigkeit! Du solltest das Ding über dem Feuer rösten, sehen wie es in grünen Flammen aufgeht und dann die Kohlereste im Wind verstreuen. Damit bloß nichts davon übrig bleibt.“ Er wusste, dass sie noch nicht fertig war. Sie holte nur kurz Luft. „Was du aber auf gar keinen Fall tun solltest, ist, dir dieses Ding in den Mund zu stecken. Und zwar zum wiederholten Male. Nur um tatsächlich sicher zu gehen, dass es auch wirklich giftig ist.“
Vor Lachen ließ er das Telefon fallen. Emryn hatte ein spezielles Talent sich auszudrücken und er liebte jedes Wort, wenn sie in Fahrt kam. Als er sich nach dem Telefon bückte, sah er in seinem kuscheligen Hochflorteppich etwas glitzern. Stirnrunzelnd streckte er die Hand aus. Seine Finger umfassten etwas kleines rundes Kühles.
Dieses Biest, dachte er und stöhnte auf. 
„Was ist?“, hörte er aus dem Smartphone.
„Ich habe schlechte Neuigkeiten.“ Er ließ sich lustlos mit dem Rücken gegen die Couch sinken. „In Kürze findet in meinem Wohnzimmer das epische Finale der vergifteten Marshmallow Trilogie statt.“
„Wovon sprichst du, Ciel?“ Sie kicherte. Aber er ahnte, dass sie gleich damit aufhören würde. Denn, wenn er das Folgende aussprach, wusste sie, dass er sich den toxischen Süßkram schon längst wieder in den Mund gestopft hatte.
„Sie hat ihren Ehering hier vergessen.“ 
Am anderen Ende der Leitung hörte er ein resigniertes Seufzen, ehe Emryn überrascht fragte: „Ehering? Okay, das ist neu. Es gibt sogar Männer, die noch verrückter sind als du und das Ding heiraten.“ Sie schnaubte verächtlich, ehe sie hinzufügte: „Ich hol dich in zehn Minuten ab und dann bringen wir Gollum seinen Ring zurück.“
Da klingelte es erneut an seiner Tür. „Warte kurz, das ist bestimmt mein Paket.“
„Ciel. Nicht aufmachen. Vertrau mir.“ 
Er ignorierte Emryns eindringliche Worte und öffnete die Haustür. Vor ihm standen zwei Männer, die eher aussahen wie Kleiderschränke.
„Wo ist sie?“, schnauzte ihn der Größere an. 
Automatisch schloss sich seine Hand um den Ring. „Ich weiß nicht, wen Sie meinen. Ich wohne allein hier.“ In der anderen Hand hielt er das Smartphone, in dessen Leitung Emryn hoffentlich alles mitbekam.
„Lass den Scheiß. Wir wissen, dass sie hier war. Und selbst, wenn wir es nicht gesehen hätte, würden wir dieses Marshmallow Parfüm überall erkennen.“ Der Kleinere verzog angewidert das Gesicht. Jetzt, wo er es sagte, fiel es Ciel auch auf. Dieser zuckersüße Duft hing schwer im Raum.
„Mach deine Hand auf.“, befahl der Größere. Kurz wägte er seine nicht vorhandenen Optionen ab, ehe er letzten Endes seine Handfläche öffnete.
„Ich wusste, dass sie es checkt. Das wird dem Boss nicht gefallen.“ Der Kleinere murmelte in sein gezücktes Telefon. 
„Was ist hier los?“, fragte Ciel, als der andere ihm den Ring abnahm.
„Das hier ist ein Peilsender, Kumpel, wir behalten die Kleine im Auge. Sie hat allerdings ein Talent dafür, sich aus unserer Obhut zu entziehen.“ 
Ihm wurde bewusst, dass er nur Mittel zum Zweck war. Und da veränderte sich etwas. Samara verlor ihren Zauber. Sie wollte nicht ihn. Sie brauchte ein Ablenkungsmanöver.
„Und nun zu dir.“ Die beiden Typen bauten sich vor ihm auf und musterten ihn. Abwehrend hob Ciel die Hände und beteuerte, dass er mit all dem nichts zu tun hatte, als die Männer zuckend zu Boden sanken. Hinter ihnen stand Samara mit zwei Tasern.
„Das nächste Mal hörst du auf Emryn. Sie weiß, wie man toxischen Süßkram loswird.“ Und dann verschwand sie, wie sie aufgetaucht war. Mit dem zuckersüßen Duft von Marshmallows.
 
E N D E

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